Urlaub 1969

Unser erster richtig ausführlicher Urlaub ans Mittelmeer

Dieser Bericht soll kein Reiseführer sein, es sind lediglich persönliche Eindrücke, die mir nach einem halben Jahrhundert noch in Erinnerung sind. In Stichworten hatte ich die Reise damals notiert, deshalb kann ich gewisse Zeiträume noch heute benennen. Es ist auch eine Art Gedächtnistraining - ein Hobby braucht ein Rentner :-)

Anfang Mai 1969 starteten wir mit dem Auto durch das ehemalige Jugoslawien und unternahmen auch eine Rundreise durch Griechenland. Damals gab es noch viele Grenzen / Zollstationen und Wechselstuben zum Geldumtausch. Wir hatten sechs Wochen Zeit und packten unseren roten Fiat 850 voll mit allem was wir glaubten im Urlaub zu brauchen.

Über Salzburg und Bad Ischl näherten wir uns Kilometer für Kilometer der jugoslawischen Grenze. Durch das Binnenland von Ex-Jugoslawien ging der "Autoput". Es war nicht ganz ungefährlich, eines Abends sind wir fast auf ein Pferdefuhrwerk aufgefahren, dies war langsam und unbeleuchtet. Der Autoput führte uns durch Städte, wie Zagreb, Maribor, Belgrad, Skobje.


Markt Parkplätze am Strassenrand Skobje

Grundsätzlich hatten wir das Gefühl, in einem sicheren Land zu sein - die Polizei hatte immer ein Auge auf uns. Eine Erfahrung in Skobje blieb mir allerdings in Erinnerung: Wir wollten einen Kaffee trinken, setzten uns in ein Lokal und bestellten einen Kaffee. Die Bestellung wurde freundlich angenommen, bloß einen Kaffee bekamen wir nicht. Nach einer halben Stunde wurde uns der Grund klar, warum wir nicht bedient wurden - ich war die einzige Frau in dem vollbesetzten Lokal. Also verliessen wir durstig das Lokal:-(( Neugierig und mit offenen Augen sind wir durch die Landschaft gefahren und konnten uns gut vorstellen, wie in dieser wilden Gegend Karl May Filme gedreht wurden. Schroffes Gestein und wunderschöne Seen, in den sieben Tagen durch Ex-Jugoslawien gab es ständig neue Eindrücke.

Wo genau wir über die Grenze sind, weiß ich nicht mehr, aber in der Nähe von Katerini haben wir DM-Schecks in Drachmen getauscht und nicht nur das! Einem Wegweiser zu einem Campingplatz folgten wir und dieser war neu eröffnet. Wir waren damals die ersten und einzigen Gäste auf dem Campingplatz und den Strand hatten wir auch für uns allein. Abends saßen wir mit den Fischern im Restaurant des Campingplatzes zusammen. Wie auch immer wir uns verständigt haben, kann ich nicht mehr sagen, aber mit einem Sprachkauderwelsch hat es geklappt. Die Fischer haben uns erzählt, dass jeder mit seinem Boot rausfährt, ankert, eine Laterne montiert und das einer von ihnen danach alle anderen Fischer "einsammelt". Das Licht auf den Booten lockte die Fische in die Netze, während die Fischer gemütlich in der Wirtschaft saßen. Diese Art des Fischens nannten sie stolz "ich robot". Gegen Morgen sammelten sie ihre Boote und Fische ein. Diese Prozedur wiederholte sich jeden Abend. Es war urgemütlich, aber die Gastfrendschaft der Griechen war für uns schon nahezu peinlich, denn immer wenn es wir bezahlen wollten, war die Rechnung bereits beglichen. Aber einmal in der Woche haben wir es doch geschafft die Zeche zu bezahlen.

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Nach einer Wochen Strandleben bei Katerini hatten wir uns klimamäßig angepaßt. Interessant waren die kleinen Städtchen auf dem Weg nach Athen. In Larissa und Lamia konnten wir am Strassenrand die Handwerker beobachten, es wurden dort z.B neue Eisenreifen um die Räder der Pferdewagen montiert.

Wir hatten mehrere Tage für Athen eingeplant, um dort die Akropolis und weitere Sehenswürdigkeitn, natürlich auch Museen zu besuchen. Einen geeigneten Campingplatz fanden wir bei Daphni um jeweils Tagesausflüge zu unternehen. Eigentlich war der Zeltplatz ideal, aber meine Panik kann man sich vorstellen, als ich die "fette" Spinne entdeckte. Die Größe der Spinne kann man ermessen, wenn man weiß, wie groß die Stiche der Zeltnähte sind. Manfred hat das liebe Tier nach draussen befördert. Doch das hat uns den Urlaub nicht verdorben.

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Wir haben mit großem Interesse Sehenswürdigkeiten, Tempel, Ausgrabungen besucht. Hier nur einige Orte: Athen mit der Akropolis, Kap Sounion mit dem Poseidontempel, Korinth mit der Strasse von Korinth und der Akrokorinth, Mykene mit dem Löwentor, die gewaltige Zyklopenmauer bei Tiryns. Das war Kultur pur.

Athen - die Akropolis Athen - die Akropolis Athen - die Akropolis

Ein witziges Erlebnis hatten wir vor dem Löwentor. Es rollte ein Reisebus von Rotel-Tours mit älteren Besuchern aus Amerika an - see Greece in 5 days -. Die Herren stiegen aus, machten mit ihren Polaroid Kameras Fotos vom Löwentor, gingen zurück in den Bus, zeigten ihren Begleiterinnen das Foto und weiter ging die Besichtigungstour durch Griechenland. Wir haben daraus den Schluss gezogen, lieber auf Länder bzw. Sehenswürdigkeiten zu verzichten, als uns solche Hetztouren anzutun.

Mykene Mykene Agamemennon Korinth

Unsere Fotos haben wir seinerzeit als Dias aufgenommen und Jahre später mit einem Diascanner in den PC übertragen.

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Ein kultureller, geschichtlicher Ort folgt dem Anderen, wennn man auf Sightseeing in Griechenland ist, darf Delphi nicht fehlen. Das Orakel von Delphi ist ein Muss, wenn man sich für Geschichte interessiert. Delphi wurde im Laufe der Geschichte mehrmals durch Erdbeben zerstört. In der Antike glaubte man an das Orakel und zahlte entsprechend hohe Gebühren für die Weissagungen. Antike Orte gerieten teilweise in Vergessenheit und erst die Ausgrabungen brachten viele Tempel und Sehenswüdigkeiten wieder zum Vorschein.
Die Fahrt nach Delphi ging durch Gebirge, schlechte Strassen, aber traumhafte Ausblicke. Da wir im Frühjahr dort waren, hatte die Natur noch Kraft und es war noch nicht alles braun und verbrannt durch die Hitze.
Tempel des Apollon Das Schatzhaus der Athener Delphi Wagenlenker im Museum von Delphi

Die Stadt schöne Altstadt von Nauplia mit der gewaltigen Festung Akronauplia war eine echte Herausforderung. In brütender Sonne sind wir die 999 Stufen hochgestiegen. Als wir erschöpft oben ankamen, sahen wir auf auf dem Burgberg einen großen Parkplatz, den man bequem mit dem Auto erreichen konnte. Nach der Besichtigung der Burg mussten wir die vielen Stufen wieder runter, denn unten stand unser Auto.

Nauplia Ausgrabungen Arbeitstier

Nicht nur Kultur, sondern auch Strand und Muße gehören zu einem Urlaub. Der Pelopones mit den vielen schönen Küsten bot sich geradezu an. Südlich von Messini fanden wir einen kilometerlangen Sandstrand. Unser Zelt war schnell aufgebaut und dort blieben wir einige Tage. Es war kurios - entlang des Strandes standen in weiten Abständen Duschen und ausser einer kleinen Gaststätte kein Mensch weit und breit (kann man sich heute bei der engen Küstenbebauung nicht mehr vorstellen). Das Ehepaar Apostolo und Helene bewirtschafteten den "Kiosk". Es gab abends leckeres Essen vom Grill und ein Fläschchen Retsina.

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Das ruhige Strandleben an einem der südlichsten Punkte des Peloponnes war erholsam, aber es gab noch viel zu sehen.
Olympia für sich ist schon eine Reise wert. Der Zeustempel und auch der Heratempel zeigen die damaligen Dimensionen. Das Tor zum Stadion ist wie vieles in Griechenland ein beliebtes Fotomotiv. Bei der Startlinie zum Sportfeld musste ich einfach so tun als ob. Etwas abseits waren noch Aussenanlagen mit teilweise Mosaiken erhalten.

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Über Patras erreichten wir die Küstenstadt Arta. Ein Bootsbesitzer lockte uns zu einer Bootsfahrt, da konnten wir nicht wiederstehen. Wir sind auf eine kleine Insel in der Nähe geschippert und waren dort die einzigen Menschen. Neben urwüchsiger Landschaft gab es eine Höhle, in der wimmelte es von Fledermäusen. Erschreckt haben wir uns, als unser Bootsführer plötzlich mit einem Stein eine große, schwarze, giftige Schlange in die Flucht schlug.
Arta Denkmal Ausblicke

Unser letztes Zeltlager in Griechenland bauten wir an einem wunderschönen See in Joannina auf. Uns wurde gesagt, dass dort die königliche Rudermannschaft trainiert hat. Ein ganz besonderes Highlight gab es auf diesem Zeltplatz. Ein ehemals verletzter Storch wurde vom Zeltplatzwart wieder gesund gepflegt, konnte aber nicht mehr fliegen und blieb so zur Freude der Camper auf dem Platz. Wir wurden ebenfalls gut bewirtet, ich durfte mit in die Küche und zuschauen / lernen wie das leckere, griechische Essen zubereitet wurde.
Die Stadt Joannina hatte es uns angetan mit der gemütlichen Atmosphärde und den lauen Abenden, die zu einem gemütlichen Bummel einluden.

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Eine weitere Sehenswürdigkeit, bevor wir Griechenland verliessen, waren die Klöster in Meteora. Wenn ich mich recht erinnere, war der Besuch zum damaligen Zeitpunkt Frauen verwehrt. Mit unseren Fotoobjektiven konnten wir dann doch etwas mehr sehen, als mit dem bloßen Auge. Heute ist das alles kein Problem mehr, wir mussten unser 500 Tele Objektiv bemühen. Beeindruckend war die Lage der Klöster hoch oben auf den Felsen. Faziniert haben uns auch die vielen Adler, die über uns gekreist sind. Ob es wohl heute noch so viele gibt?

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Über die Grenzeort Bitola verliessen wir Griechenland und unsere Rückreise durch Jugoslawien. Bevor wir an die Küstenstrasse fuhren wir noch durch Mazedonien und Montenegro. Dort spürte man noch viel Tradition; es wurde überwiegend Tracht getragen, was für uns natürlich besonders interessant war. Kinder und Männer liessen sich gerne fotografieren, wenn wir Frauen vor die Linse bekommen wollten, gab es einmal richtige Probleme. An der Albanischen Grenze wurden wir von zwei Polizisten beobachtet, man sah uns an, dass wir Touristen waren, Manfred hatte seine Kamera noch in der Lederhülle um den Hals und auf einem Marktplatz bot sich uns ein Bild, welches wir gerne festgehalten hätten. Eine ätere Frau saß am Rand eines Brunnens, Manfred deutete auf den Fotoapparat mit der Geste dieses Stillleben zu fotografieren. Im nächsten Moment waren wir umringt von aufgebrachten Männern - es gab also kein Bild :-(. Die Polizisten schlichteten und begleiteten uns unauffällig bis zu unserem Auto. Nachdem wir unser Auto verriegelt hatten, salutierten sie und wir konnten unbehelligt wegfahren. Es war eine recht mulmige Situaltion!
Das Ehepaar mit Kindern hoch zu Ross kam von einer Taufe, wir sie fotografieren, doch manche Bilder haben wir heimlich gemacht.

geschmückt nach der Taufe auf dem Heimweg Ochsenkarren Ochsenkarren Trachten am Ohridsee f028jugo

Die Qualität der Strassen waren teilweise schlimm, aber es kam noch schlimmer, als wir uns an der Grenze zu Albanien. Die Pfützen waren so tief, dass ich vor dem befahren erst barfuss durchgelaufen bin um zu prüfen, ob Steine oder sonstige Hindernisse darin liegen. Die Landschaft war allerdings traumhaft schön.

Schlechte Strassen Pfützen Landschaft

Trachten und alles was am Strassenrand interessat war.

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Hier sind wir mal kurz unter die Erde gegangen. Die Höhlen von Postojna waren beeindruckend. Wenn man in der Gegend ist, darf sich diese Sehenswürdigkeit nicht entgehen lassen.

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Noch zweimal übernachten. Wir hatten aber keine Lust mehr unser Zelt aufzustellen und hatten auch noch etwas Geld in der Urlaubskasse. Also nahmen wir uns in Dubrovnik einen Bungalow auf dem nahe gelegenen Zeltplatz (Neckermann machts möglich :-) ). In Rijeka gönnten wir uns ein Hotelzimmer und erfreuten uns an dem schönen Stadtbild mit den prachtvollen Gebäuden.

Berge sind in Sicht Dubrovnic Rijeka

In Cortina d'Ampezzo wollten wir noch einen Stopp mit einer Übernachtung einlegen, doch da war große Leere. Die Wintersaison war vorbei und die Wanderzeit noch nicht angebrochen, es waren alle Hotels dicht. Unsere Rückreise wurde daher zu einer Mammuttour. Als wir Innsbruck erreichten, wussten wir, unser Zuhause rückt ganz langsam näher.
Unser Fiat 850 hat uns brav die Treue gehalten. Als wir vor der Garage standen hatten wir tatsächlich fast 10 000 KM auf dem Tacho - es fehlten nur noch 30 Kilometer.

Es war eine wunderschöne Fahrt. Wir hatten sechs Wochen Zeit und die haben wir in vollen Zügen genossen!!!

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